Mond und Venus

Am 14. September trafen sich Mond und Venus mit dem Sternhaufen M44 im Sternbild Krebs. In Stellarium sah die Situation so aus:

Simulation mit Stellarium für 14.9.2020 5:00 MESZ

Mit der Kamera aufgenommen, sind neben dem Mond die hellsten Sterne im Sternhaufen M44 gleichzeitig mit der „dunklen“ Mondoberfläche zu sehen, während die schmale Mondsichel und die Venus überbelichtet sind.

Aufnahme mit f/1.8, 0.25 s. Kamera: Canon EOS M6 Mark II, EF 50mm. © Piero Tami

Teleskoptreffen Wassberg 14. August 2020

Das Teleskoptreffen fand beim Pfadiheim Wassberg statt und wurde von AGUZ angeboten.
Das Pfadiheim  befindet sich in einer grossen Waldlichtung welche das Licht von Zürich und Umgebung recht gut abschirmt.
Die Möglichkeit im Pfadiheim zu übernachten wurde von den Teilnehmer auch genutzt.

Obwohl es in der Nacht auch Wolken gab, konnten doch viele Objekte gut beobachtet werden.
Teilnehmer welche kein eigenes Teleskop hatten, hatten die Möglichkeit unterschiedliche Teleskoptypen aus der Nähe kennenzulernen.
Ein paar der schönsten Objekte am Nachthimmel konnten so durch unterschiedliche Teleskopen von allen beobachtet werden.

 

Perseiden am Himmel

Wie jedes Jahr erscheinen die Perseiden Anfang August. Das Maximum wird dieses Jahr wieder für den 12. August erwartet, aber zu sehen sind sie vom 17. Juli bis 24. August. Wegen des noch recht hellen Mondes, wird der Strom von bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde eher weniger gut zu sehen sein. Die beste Beobachtungszeit ist in der zweiten Nachthälfte, wenn das Sternbild Perseus im Nordosten steht.

Merkur trifft Venus

Zurzeit ist Merkur am Abendhimmel zu sehen. Gestern hat ihn Piero Tami in Zürich Nord fotografiert. Er steht unterhalb der Venus und ist dadurch besonders leicht aufzufinden:

Merkur und Venus am Abendhimmel © Piero Tami (21.5.2020)

Die kommenden Tage wird Merkur immer höher steigen. Das Video zeigt die Position am Abendhimmel um 21:40 bis Ende Monat. Heute Abend steht Merkur noch näher  bei der Venus und am Sonntag gesellt sich die schmale Mondsichel ebenfalls dazu.

Merkur trifft Venus – Simulation mit Stellarium. Datum und Zeit stehen am unteren Bildrand.
Video funktioniert nicht? Dann gibt es hier noch eine andere Version!

Erdbahnkreuzer 1998 OR2 trifft Wolkenloch

Vor einer Woche erreichte mich ein Hinweis auf einen „nahen“ Vorbeiflug eines Erdbahnkreuzers mit dem Namen „1998 OR2“. In Radarbildern des Arecibo Observatoriums sieht der nur 2.1 km grosse Brocken so aus, als ob er eine Maske trägt, wie die Astrophysikerin Anne Virkki humorvoll bemerkt. Auf ihrer Homepage erklärt sie wie die Radarbilder entstehen.

Radarbild von „1998 OR2„, aufgenommen am 18.4.2020 vom Arecibo Observatorium.
Arecibo Observatorium / NASA / NSF

Am 29. April sollte der Asteroid in 6.3 Millionen km an der Erde vorbeifliegen, also etwa dem 16-fachen Entfernung vom Mond. Etwa alle 5 Jahre fliegt ein so grosser Asteroid an der Erde vorbei.

Als dann Stefan Meister von der Sternwarte Bülach anfragte, ob ich mich spontan an einer Beobachtung beteiligen wolle, begann auch bei mir die fieberhafte Planung.

Die Wettervorhersagen von ClearOutside und Meteoswiss lagen nahe beieinander und versprachen ein Wolkenloch um 22 Uhr:

Wettervorhersage von ClearOutside für den 29.4.

Ich verwende diesen Wetterdienst gerne, da er sich auf die für die Astronomie wichtigen Parameter beschränkt und einen schnellen Überblick gibt.

In Zürich war der Vorbeiflug am Abendhimmel nahe dem Horizont im Süden zu beobachten. Jedoch würde der Asteroid in der Dämmerung im Wald verschwinden:

Simulation mit Stellarium für die Planung

Damit ich den Asteroiden in Stellarium anzeigen konnte, musste ich seine Bahndaten vorher von der Website des Minor Planetary Centers im MPC 1-line Format herunterladen. Dieses Format ist ein einfaches Textfile und kann direkt in Stellarium importiert werden. Ausserdem kann ich es in meine 10Micron Montierung laden und dann den Asteroiden direkt in der Handsteuerung auswählen.

Ein erstes kurzes Foto – viele Sterne, aber wo ist der Asteroid? Noch ein paar weitere Bilder… und ich bin genauso schlau wie vorher. Der direkte Vergleich von zwei Bildern (z.B. in PixInsight übereinandergelegt) zeigt dann jedoch schnell welcher Punkt seine Lage ändert – oder besser nicht ändert, da das Teleskop der Bahn des Asteroiden folgt. Der Asteroid war ganz am Bildrand, die Bahndaten also nicht mehr ganz richtig. In diesem Fall ist es wichtig, die Position genau zu bestimmen, damit die IAU daraus neue Bahnen berechnen kann!

Danach den Asteroiden in die Mitte des Bild steuern und eine Belichtungsserie starten: Luminanz Filter, Binning 2×2, 10 Sekunden pro Bild. Die Aufnahmen habe ich hier zu einem kleinen Film zusammengebastelt:

Vorbeiflug von 1998 OR2

Nun ja, die Maske sehe ich nicht, aber das war sicher nur Hysterie. Asteroiden werden von der Erde nicht angesteckt.

ESO-Studie über Starlink Satelliten und andere Konstellationen

Mit grossen Bedenken wurden die Pläne für Mega-Konstellationen wie die Starlink Satelliten in der Amateurastronomie und Profiastronomie aufgenommen. Wird der Sternenhimmel selbst in entlegenen Regionen der Welt nur noch ein Gewimmel von Satelliten zeigen? In einer Studie hat die ESO nun eine objektive Analyse der Situation vorgenommen. Demnach sind Grossteleskope mässig betroffen. Langzeitbelichtungen (>1000 Sekunden) sind stärker betroffen. Einen grösseren Einfluss haben die Satelliten auf Durchmusterungen (Surveys) von grösseren Himmelsfeldern. Hier wären 30-50% der Aufnahmen „stark beeinträchtigt“.  Hier geht es um kurzfristige Phänomene wie Supernovae und potenziell gefährliche Asteroiden. Es ist also möglich, dass er Schutz der Erde vor Asteroiden beeinträchtigt wird und die Grundlagenforschung behindert wird.  Etwa 100 Satelliten würden mit dem Auge in der Dämmerung nahe dem Horizont zu sehen sein, etwa 10 davon über 30 Grad. Die Auswirkungen auf Radio-, Millimeter- und Submillimeterteleskope (wie z.B. ALMA) werden in der Studie noch nicht untersucht. Für weitere Details, siehe die ESO Pressemitteilung.

Stärkste Explosion seit dem Urknall

Diese Überschrift von einer kleinen Randnotiz im Tagesanzeiger hat mich heute Morgen beim Kaffee etwas überrascht. Weiter heisst es, ein Schwarzes Loch sei explodiert und hätte einen riesigen «Krater» im Zentrum eines Galaxienhaufens hinterlassen. Also jetzt mal ganz langsam: Schwarze Löcher explodieren nicht, niemals und auf keinen Fall! Und Galaxienhaufen sind nicht so etwas wie Planeten oder Monde auf denen ein Krater entstehen kann. Was also ist hier wirklich passiert?

Nach einer kurzen Recherche finde ich die Pressemeldung im Original. Die Röntgenteleskope Chandra und XMM-Newton haben eine Lücke (Englisch: cavity) im heissen Gas in der Umgebung der zentralen Galaxy (im Bild: „+“) im Schlangenträger (Ophiuchus) Galaxienhaufen entdeckt.

Das heisse Gas, welches typischerweise Galaxienhaufen wie den im Schlangenträger durchdringt, ist besonders gut im Röntgenlicht sichtbar (im Bild Rosa gefärbt).

Bild 1: Falschfarben Komposit vom Galaxienhaufen im Schlangenträger. Weiss: Galaxien im Infrarot Licht, Blau: Radiolicht, Rosa: Röntgenlicht.
Credit: Röntgen: Chandra: NASA/CXC/NRL/S. Giacintucci, et al., XMM: ESA/XMM; Radio: NCRA/TIFR/GMRT; Infrarot: 2MASS/UMass/IPAC-Caltech/NASA/NSF

In dem eingefügten Bild «CHANDRA», in dem nur das Röntgenlicht zu sehen ist, deutet die gestrichelte Linie die Grenze zur Lücke an.

Die Lücke erkennt man besser, wenn man dieses Bild mit einer Version vergleicht, in der die gestrichelte Linie entfernt wurde:

Bild 2: wie Bild 1, aber ohne gestrichelte Linien.

Die Erklärung ist, dass der relativistische Jet, der das Schwarze Loch im Zentrum (+) der cD Galaxie verlässt, dieses Loch in das heisse Gas gerissen hat. In diesem Fall würden die Wissenschaftler erwarten, dass das Loch u.a. mit Elektronen gefüllt ist, die vom Jet auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wurden. Diese schnellen Elektronen sind im Radiolicht (blau) zu sehen. Um eine Lücke dieser Grösse in das heisse Gas zu reissen, muss der Jet in einem Ausbruch (Explosion) hundert tausende mal stärker gewesen sein, als es für Galaxienhaufen typisch ist. Damit war dieser Ausbruch der grösste bekannte Knall nach dem Urknall selbst. Ja, und das Schwarze Loch ist nicht explodiert, sondern treibt den Jet weiterhin an.

Vortrag: „Die neue Milchstrasse“

Gaia Daten

Copyright: ESA/Gaia/DPAC, CC BY-SA 3.0 IGO

Unsere Milchstrasse kennen wir als Band aus Sternen, Gas und Staubwolken. Mit dem ESA Satelliten GAIA wurde nun die Position von mehr als einer Milliarde Sternen dreidimensional und mit hoher Genauigkeit vermissen. In seinem Vortrag erklärt Dr. Ortwin Gerhard das sich daraus ergebende neue Bild welches sich die Wissenschaft von der Milchstrasse macht. Vom Typ her ist unsere Galaxie eine Balkengalaxie und in der Sternverteilung zeigen sich Spuren der Verschmelzung mit Zwerggalaxien in der Vergangenheit. Unsere Milchstrasse, die scheinbar unbewegt und unveränderlich am Himmel steht, erweist sich als hochdynamisches System welches sich laufend weiterentwickelt.

Freitag, 28.02.2020, 19:30, Details: www.aguz.ch

Supernova in M100

In der Balkengalaxie M100 ist zur Zeit eine Supernova Typ 1c zu beobachten. Sie wurde am 7. Januar von der Zwicky Transient Facility entdeckt. Als ich gestern Abend davon zufällig erfuhr, habe ich gleich das Teleskop ausgerichtet und ein Bild gemacht um zu sehen ob die Supernova noch nachweisbar ist.

Balkengalaxie M100 (Bildmitte) mit der Supernova SN2020oi nahe dem Kern. Orientierung: Norden oben, Osten Links.

Eine Supernova Typ Ic entsteht in einem engen Doppelsternsystem mit zwei massereichen Sternen. Typischerweise werden sie in Starburstgalaxien beobachtet. Supernovae von diesem Typ werden auch als Stripped-Envelope Supernovae bezeichnet. Der spannende Wikipedia Artikel liest sich ein bisschen wie ein Krimi bei dem nicht klar wer Opfer und wer Täter ist. Möglicherweise gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Typ Ic und bestimmten Gamma Ray Bursts.