Etwas erstaunt war ich zu lesen, dass dieser sehr schöne Kugelsternhaufen eine Spiralstruktur enthalten soll: „… Lord Rosse, mit seinem grossen Reflektor in Parsonstown, Irland, glaubte im Kern von M 92 eine Spiralstruktur zu erkennen.“ Ganz verrückt, denn Kugelhaufen enthalten kein Gas, und wenn doch, würden Sie es beim nächsten Sturz durch die Ebene der Milchstrasse verlieren. Eine stellare Spiralarmwelle kann es auch nicht sein, denn der Kugelhaufen ist – wie der Name schon sagt – kugelförmig und seine Sterne bewegen sich auf nahezu radialen Bahnen chaotisch durcheinander. Also muss es eine optische Täuschung sein, und solche sind natürlich auch spannend. Leider ist es mir dann aber noch nicht gelungen die Spiralarme zu ’sehen‘. Wichtig scheint die passende Auflösung zu sein, damit die Sterne gerade so verschmelzen, dass das Auge ein Spiralmuster wahrnimmt – wo gar keines ist!
Dafür ist mir dieses Bild gelungen (23.2.2014 an einem Celestron Schmidt-Cassegrain 11″ mit EOS 700D Kamera in einer Feriensternwarte im Engadin; 10 * 5 Min = 50 Min Belichtungszeit mit ISO 25600).
Je nach Instrument und Bildverarbeitung sieht so ein Kugelsternhaufen sehr unterschiedlich aus. Das Auge ist genau genommen auch ein Instrument mit (automatisch ablaufender) Bildverarbeitung. So entstehen viele optische Täuschung – z.B. nimmt das Auge die Sterne grösser war, als sie tatsächlich sind oder sieht eben Spiralarme/Sternketten wo keine sind.
Doch auch die fotografierten Bilder sind nicht frei von diesen Effekten. Hier noch ein Bild was zur gleichen Zeit am gleichen Ort, aber mit einem anderen Instrument aufgenommen wurde. Auch hier keine Spiralarme
Vergleicht man mit dem visuell am Teleskop aufgenommen Bild hier, so kann man einzelne wenige Strukturen mit Sternketten identifizieren. Lord Rosse war jedoch überzeugt, dass Spiralgalaxien aus Sternen bestehen und so ist es denkbar, dass er hier meinte ebenfalls eine Art von Spiralgalaxie zu beobachten. Ähnliche Fehldeutungen hat es auch bei den Planeten gegeben (z.B. Mars Kanäle) und mit besseren Teleskopen wurden diese Beobachtungen widerlegt.