Black Eye Galaxie M64 im Triangle Noir

Meine Ferien führten mich dieses mal in den Naturpark Causses du Quercy im sogenannten  „Triangle Noir“ (Schwarzen Dreieck), einer besonders dunklen Region in Frankreich. Gemäss Dark Sky ist es sogar die dunkelste Region Mitteleuropas. Entsprechend gespannt war ich auf den Sternenhimmel.

Unsere Herberge in Pech Blanc war sehr angenehm und glänzte mit guter Bewirtung und mehreren geeigneten Beobachtungsplätzen von denen aus keinerlei Beleuchtungen zu sehen waren. Neben der Astronomie eignet sich die Region auch für Wandern, Radfahren, Fischen, Vogelbeobachten, Reiten – auf den Strassen war in der Nebensaison praktisch kein Auto unterwegs und auf den Wanderwegen waren wir fast allein.

Leider war das Wetter in den Nächten nicht sehr stabil und wurde durch Gewitterzellen die durch die sonst eher trockene Region zogen dominiert. Lediglich in einer Nacht konnte ich praktisch von Wolken ungestört beobachten und zwei weitere Nächte haben zumindest zum Spaziergang mit dem Fernglas eingeladen. Die anderen Nächte waren entweder nur kurz wolkenfrei oder der Mond stand schon wieder am Himmel.

Auf dem (visuellen) Beobachtungsprogramm standen: M51 (Whirlpool Galaxie), M101 (Pinwheel Galaxie), NGC 6543 (Katzenauge; PNe), NGC 4565 (Needle Galaxie), M64 (Black Eye Galaxie), Mars und Jupiter. Besonders eindrücklich waren NGC 4565 und M64.

Zum Ende der visuellen Beobachtung haben wir uns für eine Aufnahme der Black Eye Galaxie M64 im Sternbild Haar der Berenike entschieden. Ich glaube das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl natürlich im Internet zahlreiche ‚bessere‘ Bilder zu finden sind. Damit der helle Kern nicht alles überstrahlt habe ich ihn in dem Bild abgeschwächt. Bildverarbeitung mit Theli und Gimp 2.9.2.

M64 aufgenommen in Pech Blanc am 12.4.2016; 19 mal 5 Minuten mit unmodifizierter EOS700D am C8 Teleskop; Guiding mit Lacerta MGen.

M64 aufgenommen in Pech Blanc am 12.4.2016; 19 mal 5 Minuten mit unmodifizierter EOS700D am C8 Teleskop; Guiding mit Lacerta MGen.

 

 

 

 

 

Über die M64 ist einiges bekannt: ausserhalb von den innersten 30″ rotiert das Gas gegen die Rotationsrichtung der Sternscheibe – ein Zeichen für eine zuvor erfolgte Verschmelzung mit einer anderen Galaxie. Das Gas bewegt sich also wie ein Geisterfahrer auf der Autobahn (mit einigen 100 km/s gegen die Sterne). Berechnungen zeigen, dass der von den Sternen ausgehende Wind  zu einer fortlaufenden Abbremsung der Gasströmung führt, weshalb das Gas nur wenige Rotationen lang auf diesen Bahnen bleiben kann und langsam ins Zentrum sinkt. Auch die breite prominente Staubspur auf der Nordseite, die der Galaxie den Namen ‚Black Eye‘ verschafft haben, stammen von der mit ihr verschmolzenen gasreichen Zwerggalaxie. Noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.

Trotz dem suboptimalen Wetterglück haben sich die Ferien im Triangle Noir auch astronomisch gelohnt. Vielleicht schon bald wieder?

4 Gedanken zu „Black Eye Galaxie M64 im Triangle Noir

  1. Dominique Birchler sagt:

    Wirklich ganz tolle Aufnahme! Man sieht ganz deutlich die dunkleren Gaswolken am äusseren Rand. Und dieser Ort „Pech Blanc“ klingt sehr spannend und ist bestimmt einen Besuch wert. Bei M64 kommt mir spontan das APOD (Astronomy Picture of the Day) vom 4. April 2013 in den Sinn:
    http://apod.nasa.gov/apod/ap130404.html

    Das mit den gegenseitig rotierenden Regionen in der Galaxie ausgelöst durch eine Kollision mit einer anderen Galaxie ist eine faszinierende Vorstellung.

  2. Peter Englmaier sagt:

    Danke für den netten Feedback! Ja, diese Galaxie birgt noch manches Rätsel. Bis jetzt wurde auch noch nicht detailiert simuliert wie sich die gegensinnig rotierende Gasscheibe auf die Entwicklung der Galaxie auswirkt.

  3. Markus K. sagt:

    Gratulation zum gelungenen Bild! Die Strukturen sind schön zu erkennen, die Galaxie wirkt richtig plastisch, fast wie ein Strudel.
    Du hast deine Ausrüstung ganz offensichtlich nun bestens im Griff! ☺

    Bzgl. dunklem Beobachtungsort wäre das Biosphärengebiet Schwäbische Alb wohl auch eine interessante Alternative, zumindest gemäß der dt. Dark Sky Website… ich war leider noch nie dort. Aber mit ca. 2.5h Fahrt etwas einfacher erreichbar. Wäre vielleicht mal ein Ausflug wert, allenfalls als AGUZ-Beobachter „Special“?

    • Peter Englmaier sagt:

      Danke, manchmal klappt einfach alles 🙂 Ich probiere gerne neue Orte aus und vom Triangle Noir habe ich vor ein paar Jahren zufällig gehört. Da wir sowieso nach Frankreich wollten war die Entscheidung schnell getroffen. Aber ich gebe zu, dass die Anfahrt mit 9 Stunden ab Zürich verrückt lang ist.

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