Vor einer Woche erreichte mich ein Hinweis auf einen „nahen“ Vorbeiflug eines Erdbahnkreuzers mit dem Namen „1998 OR2“. In Radarbildern des Arecibo Observatoriums sieht der nur 2.1 km grosse Brocken so aus, als ob er eine Maske trägt, wie die Astrophysikerin Anne Virkki humorvoll bemerkt. Auf ihrer Homepage erklärt sie wie die Radarbilder entstehen.
Am 29. April sollte der Asteroid in 6.3 Millionen km an der Erde vorbeifliegen, also etwa dem 16-fachen Entfernung vom Mond. Etwa alle 5 Jahre fliegt ein so grosser Asteroid an der Erde vorbei.
Als dann Stefan Meister von der Sternwarte Bülach anfragte, ob ich mich spontan an einer Beobachtung beteiligen wolle, begann auch bei mir die fieberhafte Planung.
Die Wettervorhersagen von ClearOutside und Meteoswiss lagen nahe beieinander und versprachen ein Wolkenloch um 22 Uhr:
Ich verwende diesen Wetterdienst gerne, da er sich auf die für die Astronomie wichtigen Parameter beschränkt und einen schnellen Überblick gibt.
In Zürich war der Vorbeiflug am Abendhimmel nahe dem Horizont im Süden zu beobachten. Jedoch würde der Asteroid in der Dämmerung im Wald verschwinden:
Damit ich den Asteroiden in Stellarium anzeigen konnte, musste ich seine Bahndaten vorher von der Website des Minor Planetary Centers im MPC 1-line Format herunterladen. Dieses Format ist ein einfaches Textfile und kann direkt in Stellarium importiert werden. Ausserdem kann ich es in meine 10Micron Montierung laden und dann den Asteroiden direkt in der Handsteuerung auswählen.
Ein erstes kurzes Foto – viele Sterne, aber wo ist der Asteroid? Noch ein paar weitere Bilder… und ich bin genauso schlau wie vorher. Der direkte Vergleich von zwei Bildern (z.B. in PixInsight übereinandergelegt) zeigt dann jedoch schnell welcher Punkt seine Lage ändert – oder besser nicht ändert, da das Teleskop der Bahn des Asteroiden folgt. Der Asteroid war ganz am Bildrand, die Bahndaten also nicht mehr ganz richtig. In diesem Fall ist es wichtig, die Position genau zu bestimmen, damit die IAU daraus neue Bahnen berechnen kann!
Danach den Asteroiden in die Mitte des Bild steuern und eine Belichtungsserie starten: Luminanz Filter, Binning 2×2, 10 Sekunden pro Bild. Die Aufnahmen habe ich hier zu einem kleinen Film zusammengebastelt:
Nun ja, die Maske sehe ich nicht, aber das war sicher nur Hysterie. Asteroiden werden von der Erde nicht angesteckt.