Planetenparade vom 20. Mai 2022

Piero hat uns noch ein paar Fotos von der Planetenparade geschickt:

Inneres Sonnensystem: Merkur (unsicher: die Position ist mit Kreis markiert) und Venus am Morgenhimmel.

Von Links nach Rechts: Mars, Jupiter, Mond (sehr hell), Saturn.

Die Erde ist teilweise auch mit abgebildet 🙂

Zum 100. Todestag Henrietta Swan Leavitt (1968-1921)

Henrietta Swan Leavitt
Quelle: Wikipedia

Am 12.12.1921 starb die Entdeckerin der Cepheiden Perioden-Leuchtkraftbeziehung. Die Cepheiden sind eine Sternklasse mit charakteristischen regelmässigen Helligkeitsschwankungen. Nachgewiesen hat Leavitt diese Beziehung 1912 durch Messung der Periodendauer und Helligkeit einer grossen Anzahl Cepheiden in den beiden Magellanschen Wolken. Je weiter entfernt ein Stern ist, desto kleiner erscheint seine Helligkeit dem Beobachter. Hat man die absolute Helligkeit eines Cepheiden aus der Periode berechnet, kann man also über die scheinbare Helligkeit die Entfernung ableiten. Die Entfernung der Magellanschen Wolken oder der Andromedagalaxie war zu dieser Zeit noch nicht bekannt, weshalb die Beziehung noch nicht „geeicht“ war.

Schon 1913 konnte Ejnar Herzsprung die Entfernung zu einigen Cephiden in der Milchstrasse bestimmen, wodurch die Perioden-Leuchtkraftbeziehung genau kalibriert und zur Bestimmung der Entfernung weiter entfernter Cepheiden verwendet werden konnte, auch wenn die Natur der Helligkeitsschwankungen noch nicht geklärt war. Waren bis dahin nur Entfernungsmessungen bis einige 100 Lichtjahre möglich, ermöglichte die Perioden-Leuchtkraftbeziehung neu bis zu 10 Millionen Lichtjahren!

Ohne Henriette Swan Leavitt wäre unsere Welt noch lange klein geblieben. Erst durch ihre Entdeckung wurde Kosmologie zu einer Wissenschaft aus Zahlen und Fakten.

M101 und NGC 5474

Die kurzen Sommernächte lassen nur selten die Sterne sehen, aber ein paar mal hatte ich doch zeitweise klaren Himmel und konnte dieses Bild von Messier 101 mit der Zwerggalaxie NGC 5474 aufnehmen. Die beiden Galaxien befinden sich im Sternbild Grosser Bär, welcher zurzeit sehr hoch am Nordhimmel zu finden ist.

M101 (rechts) und NGC 5474 (links) in Monochrom mit H in Rot. (c) Peter Englmaier, 2021

Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass NGC 5474 rechts herum rotiert während M101 links herum rotiert (wie von den Spiralarmen angedeutet). Bei einem nahen Vorübergang der Galaxien, sind diese verformt worden. Die gegenseitige Rotation verringert den Gezeiteneffekt jedoch. Wäre die Rotation gleichsinnig, hätten sich längere Spiralarme gebildet. Auffällig ist, dass in beiden Galaxien der Kern nicht im Zentrum der Scheibe sitzt (in NGC 5474 sitzt er nahe am Rand). In den Spiralarmen (und im Zentrum) gibt es intensive H-Alpha Emission, d.h. es entstehen gerade neu Sterne. Das ist in M101 und NGC 5474 als auch in der Zwerggalaxie NGC 5477, oben rechts im Bild, zu beobachten.

Die Aufnahme entstand in 7 Nächten, wobei aber viele Probleme zu nur 13.5h Luminanz und 3.25h H-Alpha Daten geführt haben.

Kugelsternhaufen M13

Um einen 6″ f/7 Refraktor zu testen, habe ich dieses Bild von M13 aufgenommen. M13 ist ein Kugelsternhaufen bestehend aus einer halben Million Einzelsternen, die praktisch Zeitgleich entstanden sind und die seitdem wie ein Bienenschwarm um den gemeinsamen Schwerpunkt schwirren. Neben dem bekannten Kugelsternhaufen sind zwei Galaxien zu sehen. NGC 6207, links unten im Bild, ist eine Spiralgalaxie mit ausgedehnten Sternentstehungsgebieten. Auf halbem Weg zu M13 befindet sich noch IC 4617, eine Spiralgalaxie mit aktivem Kern. Interessant ist es noch zu wissen, dass die Entfernung von M13 etwa dem Durchmesser der nur scheinbar kleineren Galaxie NGC 6207 entspricht. Tatsächlich ist NGC 6207 etwa 45 Mio. Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von 30’000 Lichtjahren während M13 „nur“ 25’100 Lichtjahre entfernt und 145 Lichtjahre gross ist. 

Kugelsternhaufen M13; (c) Peter Englmaier, 2021

Für die Astrofotografie Freunde hier noch die technischen Daten: Einzelbild 5 Minuten; in L 9 Bilder, in RGB jeweils 8. Total also 2h 45min. 6″ f/7 Refraktor A&M 1527F3 mit Astrel Instruments AST8300-B CCD Kamera.

Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021

Vor wenigen Tagen fand eine ringförmige Sonnenfinsternis statt, die als „Partielle“ auch in der Schweiz zu sehen war. Piero hat sie in Zürich aufgenommen.

Partielle Sonnenfinsternis in Zürich am 10. Juni 2021; (c) Piero Tami

Ja, warum war diese Sonne nur so wenig verdeckt? Der Kernschatten dieser Sonnenfinsternis ging von Nordamerika über den Nordpol nach Russland. Europa wurde als „links“ liegen gelassen. In der Schweiz haben wir deshalb nur noch einen kleinen Teil gesehen, wie die Animation auf Wikipedia schön illustriert.

Die Finsternis konnte auch live im Internet mitverfolgt werden. Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. hat das Ereignis verfolgt und die Beobachtungen von mehreren Standorten live auf YouTube übertragen.

YouTube player

Auch die Sternwarte Bülach hat die Sonne live gestreamt. Sehr spannend ist der Vergleich der Beobachtungen.

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M86 im Virgo Haufen

Im Sternbild Jungfrau (Virgo) gibt es sehr viele Galaxien. Charles Messier hat 16 davon in seinen Katalog aufgenommen. Die zweitgrösste Galaxie im Virgo Haufen ist M86, eine E3 (Elliptische Galaxie) oder S0 Galaxie.

M86

Die kleinen unscharfen Flecken um M86 sind Zwerggalaxien!

Ganz in der Nähe befindet sich das wechselwirkende Galaxienpaar NGC 4438 / NGC 4435, auch Arp 220 oder „The Eyes“ genannt. Die gravitative Wechselwirkung zwischen den zwei Galaxien zeigt sich an den „Gezeitenschwänzen“ und der Balkenstruktur im Zentrum. Balken müssen zwar nicht zwingend aus einer Interaktion stammen, sie werden aber besonders leicht, d.h. bereits über grössere Entfernungen angeregt.

Das Galaxienpaar Arp 220 oder „The Eyes“.

Aufgenommen wurden die Galaxien in Zürich mit einem 6 Zoll Refraktor und mit einer Belichtungszeit von 1.5 Stunden. Das vollständige Bild zeigt noch mehr interessante Galaxien aber bei weitem noch nicht den ganzen Galaxienhaufen. Der Virgo Haufen ist 54 Millionen Lichtjahre entfernt und soll mehr als 2000 Galaxien enthalten!

Ein Ausschnitt aus dem Virgo Galaxienhaufen

Perseiden am Himmel

Wie jedes Jahr erscheinen die Perseiden Anfang August. Das Maximum wird dieses Jahr wieder für den 12. August erwartet, aber zu sehen sind sie vom 17. Juli bis 24. August. Wegen des noch recht hellen Mondes, wird der Strom von bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde eher weniger gut zu sehen sein. Die beste Beobachtungszeit ist in der zweiten Nachthälfte, wenn das Sternbild Perseus im Nordosten steht.

Merkur trifft Venus

Zurzeit ist Merkur am Abendhimmel zu sehen. Gestern hat ihn Piero Tami in Zürich Nord fotografiert. Er steht unterhalb der Venus und ist dadurch besonders leicht aufzufinden:

Merkur und Venus am Abendhimmel © Piero Tami (21.5.2020)

Die kommenden Tage wird Merkur immer höher steigen. Das Video zeigt die Position am Abendhimmel um 21:40 bis Ende Monat. Heute Abend steht Merkur noch näher  bei der Venus und am Sonntag gesellt sich die schmale Mondsichel ebenfalls dazu.

Merkur trifft Venus – Simulation mit Stellarium. Datum und Zeit stehen am unteren Bildrand.
Video funktioniert nicht? Dann gibt es hier noch eine andere Version!