Mond und Venus

Am 14. September trafen sich Mond und Venus mit dem Sternhaufen M44 im Sternbild Krebs. In Stellarium sah die Situation so aus:

Simulation mit Stellarium für 14.9.2020 5:00 MESZ

Mit der Kamera aufgenommen, sind neben dem Mond die hellsten Sterne im Sternhaufen M44 gleichzeitig mit der „dunklen“ Mondoberfläche zu sehen, während die schmale Mondsichel und die Venus überbelichtet sind.

Aufnahme mit f/1.8, 0.25 s. Kamera: Canon EOS M6 Mark II, EF 50mm. © Piero Tami

Teleskoptreffen Wassberg 14. August 2020

Das Teleskoptreffen fand beim Pfadiheim Wassberg statt und wurde von AGUZ angeboten.
Das Pfadiheim  befindet sich in einer grossen Waldlichtung welche das Licht von Zürich und Umgebung recht gut abschirmt.
Die Möglichkeit im Pfadiheim zu übernachten wurde von den Teilnehmer auch genutzt.

Obwohl es in der Nacht auch Wolken gab, konnten doch viele Objekte gut beobachtet werden.
Teilnehmer welche kein eigenes Teleskop hatten, hatten die Möglichkeit unterschiedliche Teleskoptypen aus der Nähe kennenzulernen.
Ein paar der schönsten Objekte am Nachthimmel konnten so durch unterschiedliche Teleskopen von allen beobachtet werden.

 

Erdbahnkreuzer 1998 OR2 trifft Wolkenloch

Vor einer Woche erreichte mich ein Hinweis auf einen „nahen“ Vorbeiflug eines Erdbahnkreuzers mit dem Namen „1998 OR2“. In Radarbildern des Arecibo Observatoriums sieht der nur 2.1 km grosse Brocken so aus, als ob er eine Maske trägt, wie die Astrophysikerin Anne Virkki humorvoll bemerkt. Auf ihrer Homepage erklärt sie wie die Radarbilder entstehen.

Radarbild von „1998 OR2„, aufgenommen am 18.4.2020 vom Arecibo Observatorium.
Arecibo Observatorium / NASA / NSF

Am 29. April sollte der Asteroid in 6.3 Millionen km an der Erde vorbeifliegen, also etwa dem 16-fachen Entfernung vom Mond. Etwa alle 5 Jahre fliegt ein so grosser Asteroid an der Erde vorbei.

Als dann Stefan Meister von der Sternwarte Bülach anfragte, ob ich mich spontan an einer Beobachtung beteiligen wolle, begann auch bei mir die fieberhafte Planung.

Die Wettervorhersagen von ClearOutside und Meteoswiss lagen nahe beieinander und versprachen ein Wolkenloch um 22 Uhr:

Wettervorhersage von ClearOutside für den 29.4.

Ich verwende diesen Wetterdienst gerne, da er sich auf die für die Astronomie wichtigen Parameter beschränkt und einen schnellen Überblick gibt.

In Zürich war der Vorbeiflug am Abendhimmel nahe dem Horizont im Süden zu beobachten. Jedoch würde der Asteroid in der Dämmerung im Wald verschwinden:

Simulation mit Stellarium für die Planung

Damit ich den Asteroiden in Stellarium anzeigen konnte, musste ich seine Bahndaten vorher von der Website des Minor Planetary Centers im MPC 1-line Format herunterladen. Dieses Format ist ein einfaches Textfile und kann direkt in Stellarium importiert werden. Ausserdem kann ich es in meine 10Micron Montierung laden und dann den Asteroiden direkt in der Handsteuerung auswählen.

Ein erstes kurzes Foto – viele Sterne, aber wo ist der Asteroid? Noch ein paar weitere Bilder… und ich bin genauso schlau wie vorher. Der direkte Vergleich von zwei Bildern (z.B. in PixInsight übereinandergelegt) zeigt dann jedoch schnell welcher Punkt seine Lage ändert – oder besser nicht ändert, da das Teleskop der Bahn des Asteroiden folgt. Der Asteroid war ganz am Bildrand, die Bahndaten also nicht mehr ganz richtig. In diesem Fall ist es wichtig, die Position genau zu bestimmen, damit die IAU daraus neue Bahnen berechnen kann!

Danach den Asteroiden in die Mitte des Bild steuern und eine Belichtungsserie starten: Luminanz Filter, Binning 2×2, 10 Sekunden pro Bild. Die Aufnahmen habe ich hier zu einem kleinen Film zusammengebastelt:

Vorbeiflug von 1998 OR2

Nun ja, die Maske sehe ich nicht, aber das war sicher nur Hysterie. Asteroiden werden von der Erde nicht angesteckt.

ESO-Studie über Starlink Satelliten und andere Konstellationen

Mit grossen Bedenken wurden die Pläne für Mega-Konstellationen wie die Starlink Satelliten in der Amateurastronomie und Profiastronomie aufgenommen. Wird der Sternenhimmel selbst in entlegenen Regionen der Welt nur noch ein Gewimmel von Satelliten zeigen? In einer Studie hat die ESO nun eine objektive Analyse der Situation vorgenommen. Demnach sind Grossteleskope mässig betroffen. Langzeitbelichtungen (>1000 Sekunden) sind stärker betroffen. Einen grösseren Einfluss haben die Satelliten auf Durchmusterungen (Surveys) von grösseren Himmelsfeldern. Hier wären 30-50% der Aufnahmen „stark beeinträchtigt“.  Hier geht es um kurzfristige Phänomene wie Supernovae und potenziell gefährliche Asteroiden. Es ist also möglich, dass er Schutz der Erde vor Asteroiden beeinträchtigt wird und die Grundlagenforschung behindert wird.  Etwa 100 Satelliten würden mit dem Auge in der Dämmerung nahe dem Horizont zu sehen sein, etwa 10 davon über 30 Grad. Die Auswirkungen auf Radio-, Millimeter- und Submillimeterteleskope (wie z.B. ALMA) werden in der Studie noch nicht untersucht. Für weitere Details, siehe die ESO Pressemitteilung.

Stärkste Explosion seit dem Urknall

Diese Überschrift von einer kleinen Randnotiz im Tagesanzeiger hat mich heute Morgen beim Kaffee etwas überrascht. Weiter heisst es, ein Schwarzes Loch sei explodiert und hätte einen riesigen «Krater» im Zentrum eines Galaxienhaufens hinterlassen. Also jetzt mal ganz langsam: Schwarze Löcher explodieren nicht, niemals und auf keinen Fall! Und Galaxienhaufen sind nicht so etwas wie Planeten oder Monde auf denen ein Krater entstehen kann. Was also ist hier wirklich passiert?

Nach einer kurzen Recherche finde ich die Pressemeldung im Original. Die Röntgenteleskope Chandra und XMM-Newton haben eine Lücke (Englisch: cavity) im heissen Gas in der Umgebung der zentralen Galaxy (im Bild: „+“) im Schlangenträger (Ophiuchus) Galaxienhaufen entdeckt.

Das heisse Gas, welches typischerweise Galaxienhaufen wie den im Schlangenträger durchdringt, ist besonders gut im Röntgenlicht sichtbar (im Bild Rosa gefärbt).

Bild 1: Falschfarben Komposit vom Galaxienhaufen im Schlangenträger. Weiss: Galaxien im Infrarot Licht, Blau: Radiolicht, Rosa: Röntgenlicht.
Credit: Röntgen: Chandra: NASA/CXC/NRL/S. Giacintucci, et al., XMM: ESA/XMM; Radio: NCRA/TIFR/GMRT; Infrarot: 2MASS/UMass/IPAC-Caltech/NASA/NSF

In dem eingefügten Bild «CHANDRA», in dem nur das Röntgenlicht zu sehen ist, deutet die gestrichelte Linie die Grenze zur Lücke an.

Die Lücke erkennt man besser, wenn man dieses Bild mit einer Version vergleicht, in der die gestrichelte Linie entfernt wurde:

Bild 2: wie Bild 1, aber ohne gestrichelte Linien.

Die Erklärung ist, dass der relativistische Jet, der das Schwarze Loch im Zentrum (+) der cD Galaxie verlässt, dieses Loch in das heisse Gas gerissen hat. In diesem Fall würden die Wissenschaftler erwarten, dass das Loch u.a. mit Elektronen gefüllt ist, die vom Jet auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wurden. Diese schnellen Elektronen sind im Radiolicht (blau) zu sehen. Um eine Lücke dieser Grösse in das heisse Gas zu reissen, muss der Jet in einem Ausbruch (Explosion) hundert tausende mal stärker gewesen sein, als es für Galaxienhaufen typisch ist. Damit war dieser Ausbruch der grösste bekannte Knall nach dem Urknall selbst. Ja, und das Schwarze Loch ist nicht explodiert, sondern treibt den Jet weiterhin an.

wünsch Dir was…

…oder – das Programm in der Nacht von Sonntag (12.08.) auf Montag! Wie zuverlässig vorhergesagt, waren die Bedingungen nahezu perfekt um die vielen Sternschnuppen der Perseiden zu sehen. In familiärer Gesellschaft, zuhause im Garten, konnte ich einige Treffer mit meiner Nikon D7000 verbuchen – der Schweif auf dem Bild blieb ca. 2 Sekunden sichtbar. Bei Sternschnuppen schon fast eine gefühlte Ewigkeit.

Eine der unzähligen Sternschnuppen in der Nacht vom 12./13.08.2018 aufgenommen unter einem Ginkgo-Baum, im Hintergrund Ausläufer unserer Milchstrasse. Geschossen um 23:00h, Blickrichtung Ost(senkrecht), mit 18mm F/3.5 HighISO 25600 und 5 Sekunden Belichtungszeit.

Es war eine sehr stimmungsvolle und schöne Nacht, die uns lange in Erinnerung bleiben wird.

– Die Brücke am Teich –
Nikon D7000 18mm F/3.5 ISO-1250 mit 63 Sekunden Belichtungszeit.

Erlebnisbericht vom ersten Teleskop und Astrofotografie Workshop

Beim ersten Teleskop- und Astrofotografieworkshop der AGUZ trafen sich 17 Astronomiebegeisterte zum Erfahrungsaustausch. Viele Teilnehmer spielten mit dem Gedanken ein eigenes Teleskop oder eine Fotoausrüstung zu kaufen. Intensive Gespräche halfen bei der schwierigen Entscheidung für oder gegen „GoTo“ oder was für einen Typ von Teleskop den eigenen Wünschen am Besten entspricht.  In einem „Trockenkurs“ wurde die richtige Aufstellung der Teleskope bei Tageslicht und unter fachkundiger Anleitung geübt.

Zufriedene Gesichter beim Nachtessen nach dem ersten Teil vom Workshop

Nach dem geselligen Nachtessen ging es zurück in die Pfadi, um die Teleskope am Beobachtungsplatz aufzustellen. Piero machte dabei erste Aufnahmen des Nachthimmels, in der Hoffnung den einen oder andere Perseiden aufzuzeichnen. Anscheinend lag aber auch die Pfadi an diesem Abend in der bevorzugten An- oder Abflugroute des Flughafens Zürich.

Ein kleiner Film von Piero zeigt zudem wie sich der Himmel verdunkelt und Sterne, Sternschnuppen und Flugzeuge um die Aufmerksamkeit heischen.

Mondfinsternis mit Publikum vom Mars

Um die totale Mondfinsternis und den Mars in Erdnähe beobachten zu können, haben wir uns letzten Freitag entlang der „Oberen Waidstrasse“ am Hönggerberg einen guten Platz gesucht. Der Mond war in der Dämmerung schon verfinstert und tauchte erst langsam aus dem Dunst auf. Der Mars liess sich etwas länger Zeit bis er über den Pfannenstiel stieg und als heller roter „Stern“ unterhalb vom Mond erschien.

Interessiertes Publikum. Die Mondfinsternis und Mars sind im Hintergrund zu sehen.

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